index introductio imagines || partitura exemplar translatio bibliographia e-mail

CTH 425.2

Citatio: F. Fuscagni (ed.), hethiter.net/: CTH 425.2 (INTR 2016-08-01)

Das Ritual des Auguren Dandanku (CTH 425.2)

Textzeugnisse

A

KUB 7.54 Vs. II 7ff.

Bo 4883

B

B1

IBoT 4.16 Vs. II 45-Rs. III 64

Bo 1676

B2

+ KUB 56.59

Bo 4809

+ Bo 6463

B3

+ KUB 54.65

Bo 1582

+ Bo 2150

B4

+ Unpubl.

Bo 5451

B5

+ Unpubl.

Bo 5510

C

KBo 57.64

557/v

A. Rs. III 21'ff.

Literatur

Otten H. − Rüster C. 1982a, 139-141; Klengel 1984, 174-176; Bawanypeck 2004, 31ff.; Bawanypeck 2005, 137-148, 254-264; Groddek 2007, 13-14; Archi 2015, 287ff..

Inhaltsübersicht

Zwei Exemplare (A und B) des Rituals von Dandanku sind auf der Sammeltafel verzeichnet1, die auch das Ritual von Maddunani (CTH 425.1) enthält. Exemplar C ist ein nur kleines Fragment, das aus wenigen Zeilen besteht, sodass man nicht bestimmen kann, ob es Bestandteil einer Sammeltafel ist2.

Die neuen Anschlüsse verändern, ebenso wie bei CTH 425.1, gegenüber der Edition von Bawanypeck D. 2005a die gesamte Struktur des Rituals. In dieser Hinsicht ist Bo 5451 (B4) besonders wichtig, denn das Fragment füllt teilweise die Lücke zwischen dem Ende von KUB 7.54 Rs. III und dem Anfang von Rs. IV, auch wenn die Rekonstruktion dieser Lücke wegen der Bruchstückhaftigkeit des Fragments unvollständig bleiben muss. In diesem bisher unbekannten Teil des Rituals werden Handlungen auf einigen Wegen (KASKALMEŠ) durchgeführt und das Fell von drei Ziegenböcken wird an einem Baum oder Holzstück aufgehängt (vgl. kola 75-77, 83).

Dank des neuen Anschlusses Bo5451 ist es jetzt sicher, dass sich das Ritual über vier Tage erstreckt3.

Der Priester wendet sich an Iyarri und die Heptade (DINIM.INIM.BI), die die Seuche verursacht haben. Als Parallele kann das Ritual von Uḫḫamuwa (CTH 410) angefügt werden, in dem der Heptade kurz vor dem Ende des Rituals ein Ziegenbock geopfert wird (HT 1 Vs. II 43)4. Ansonsten kommen Iyarri und die Heptade in keinem anderen Seuchenritual vor.

Für eine synoptische Zusammenfassung der verschiedenen Ritualhandlungen sei auf die Tabelle in Bawanypeck D. 2005a, 254, und die Erläuterung in den nachfolgenden Seiten verwiesen. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass der Wollritus (S. 255-256) auch in dem „Ritual gegen Seuche in einer Stadt oder in einer Festung“ CTH 424.2 durchgeführt wird5.

Die Verwendung von Tierfutter (immiul) und die in KUB 7.54 Vs. II 20 aufgelisteten Tieren sind auch aus anderen Seuchenritualen6 bekannt.

Die folgende Tabelle beschreibt die Struktur des Rituals und listet die Parallelen mit anderen Seuchenritualen auf.

Erster Tag (kola 4-16)

§2 (kola 4-8)

Vorbereitung der Ritualzurüstung: Tierfutter, Getreide, Stroh und bunte Stoffe.

Zu der Verwendung der bunten Stoffe vgl. HT 1 Rs. III 9ff. (CTH 394); KBo 15.1 Vs. I 24 (CTH 407); HT 1 Vs. II 20ff. (CTH 410); KUB 34.74 Vs. I 6ff. (CTH 424.1); KUB 41.17 Vs. II 3' = KBo 22.121 Vs. I 3 (CTH 424.2).

Getreide und Stroh werden auf die Wegkreuzung geschüttet

KUB 41.17+ Vs. I 27 (CTH 424.1);

§3 (kola 9-11)

Die Pferdemänner sollen die Pferde mit der Futtermischung füttern.

Die Dienerinnen (MUNUS.MEŠSUHUR.LÁ) nehmen die bunten Stoffe.

Vgl. HT 1 Vs. II 34-38 = KUB 9.1 Vs. 62-Rs. III 3 (CTH 410)

§4 (kola 12-14)

Tiere (ein Ziegenbock, ein Ferkel und ein kleiner Hund) sind der Heptade geopfert. Danach werden ihr auch Bier und Wein libiert.

Vgl. KUB 9.31 Rs. IV 19-21 (CTH 394); HT 1 Vs. II 42-43 = KUB 9.1 Rs. III 8-10 (CTH 410).

§5 (kola 15-16)

Ende des ersten Tages.

Zweiter Tag (kola 17)

§6 (kola 17)

Keine Beschreibung von Ritualhandlungen. Der zweite Tag läuft genauso wie der erste Tag ab.

Dritter Tag (kola 18-69)

§7 (kola 18-22)

Neue materia magica wird bereitgestellt, darunter verschiedene Brotsorten, Gefäße und Tiere (zwei Ziegenböcke und ein kleiner Hund). Dazu noch ein Bogen mit Pfeilen und Köcher.

§8 (kola 23-26)

Fortsetzung des Rituals in freiem Gelände. Der Ritualherr tritt auf. Ein Ziegenbock und der kleine Hund werden abgeschlachtet.

Vgl. KUB 9.31 Rs. IV 13ff.

§8 (kola 27-36)

Fragmentarisch. Erwähnung des Gottes Iyarri (kolon 35).

§8 (kola 37-38)

Herz und Leber der geschlachteten Tieren werden gekocht.

§8 (kola 39-48)

Speise- und Trankopfer für Iyarri und die Heptade werden bereitgestellt.

§8 (kola 49-50)

Drei Funktionäre treten auf: die Dienerinnen (vgl. kolon 11), die Stabträger und die Köchin. Sie trinken die Götter. Kontext teilweise lückenhaft.

§8 (kola 51-52)

Am Ende des Speise- und Trankopfers steht der Ritualherr auf.

§8 (kola 53-60)

Ein Esel wird hergetrieben und ein eliminatorischer Ritus wird durchgeführt. Die Krankheit wird in das Feindesland von dem Esel herausgetragen.

Vgl. KUB 9.31 Rs. III 30-53 (CTH 394; UDU.ŠIR „Schafbock“); KBo 15.1 Vs. 23ff. (CTH 407; GU4.MAḪ “Stier“); HT 1 Vs. II 20-32 (CTH 410; UDU.NÍTA „Widder“); KBo 64.14+ Vs. I 6'-10' (CTH 424.1; ANŠE „Esel“); KUB 41.17+ Vs. II 5'ff. = KBo 22.121 Vs. I 6ff. (CTH 424.2; UDU.NÍTA „Widder“); KBo 64.14+ Rs. IV 7'ff. (CTH 424.1; MÁŠ.GAL „Ziegenbock“)7;

§9 (kola 61-69)

Eliminatorischer(?) Ritus mit Bogen und Pfeilen. Das Feindesland soll mit den Pfeilen mehrmals getroffen werden. Im Land Ḫatti soll der Köcher geschlossen bleiben und die Pfeile beiseite gelassen werden.

Ende des dritten Tages.

Vgl. KUB 9.31 Vs. I 39-44 (CTH 757)8.

Vierter Tag (kola 70-95)

§10 (kola 70)

Neue Ritualzurüstung mit drei Ziegenböcken, verschiedenen Brotsorten und Gefäßen.

§10 (kola 71-75)

Ritualhandlungen auf einem Weg mit Schlachtung und Zerteilung der Ziegenböcke.

§10 (kola 76-81)

Das Fell der Tieren wird an einem Baum aufgehängt; die Köpfe werden zusammen mit Leber und Herz gekocht.

§10 (kola 82-89)

Gebet an die Gottheit (wahrscheinlich an diejenige, die die Seuche verursacht hat), damit sie das Land Ḫatti von dem Bösen erlöst und ihm das Wohlsein wieder schenkt.

KUB 9.31 Rs. IV 19-27 (CTH 394); HT 1 Vs. II 24-32 (CTH 410)

§10 (kola 89-95)

Essen- und Trankritus.

Ende des Rituals und Kolophon.

© Universität Mainz – Institut für Altertumswissenschaften – Abteilung Altorientalische Philologie 2016

1

Für weitere Bemerkungen vgl. die jeweilige Einleitung.

2

Da alle Seuchenrituale mit der einzigen Ausnahme des Exemplars C des Ašḫella-Rituals auf Sammeltafeln verzeichnet sind, bleibt die Zugehörigkeit einer Sammeltafel die wahrscheinlichste Lösung.

3

Auf vier Tage erstrecken sich auch das Ritual des Ašḫella (CTH 394) und des Tapalazunauli (CTH 424.1).

4

nu-kán MÁŠ.GAL DINIM.INIM.BI ši-pa-an-ti.

5

Vgl. KUB 41.17 Vs. II 3'-4' = KBo 22.121 Vs. I 4'-5'.

6

Der Tierfutter immiul ist auch in dem Ritual von Tapalazunauli (CTH 424.1; vgl. KUB 41.17 Vs. I 33', ) und in dem Ritual von Uḫḫamuwa (CTH 410) belegt, wo er ŠÀ.GALḪI.A entspricht. Die (Opfer)tiere der Seuchenrituale sind etwa gleich: Sündenböcke, Zicklein, Ferkel, Hunde, Schafe.

7

Ein Ziegenbock trifft als Substitut wahrscheinlich auch in KBo 64.14+ Rs. IV 30' (CTH 424.3). Der Text ist leider fragmentarisch, sodass man nicht bestimmen kann, ob auch ein eliminatorischer Ritus stattfindet.

8

Zu vergleichen ist auch das Ritualfragment Bo 6421 Rs. III? 6' und 8' (CTH 470).


Editio ultima: 2016-08-01






Valid XHTML 1.0 Transitional